Ronny Rauter und Stephan Tassani-Prell in 21 Stunden über die Alpen

Gesamtrang 5 für das „Team Salomon“ beim Transalpine-Run

 

 

Latsch/Südtirol. Nach über 200 Kilometern und 10.000 Höhenmetern erreichten die beiden heimischen Top-Läufer vom SC Ainring, Stephan Tassani-Prell und Ronny Rauter als „Team Salomon“ beim Gore-Tex-Transalpine Run 2005 von Oberstdorf im Allgäu bis Latsch im Vinschgau als hervorragende fünfte des Gesamtklassements von 97 gestarteten Zweierteams aus 11 Nationen das Ziel. Verteilt auf sieben Tagesetappen in teilweise extrem schwierigem Terrain mit Fixseilpassagen und Gletscherüberquerungen gelang dem Duo durch ihre gute Moral, Kampfgeist und Ausgeglichenheit als zweitbestes deutsches Team diese Top-Plazierung.

 

Vor allem beim „Bergsprint“ am „Ruhetag“ im Unterengadiner Kurort Scuol, wo auf einer Distanz von 5,35 Kilometer 935 Höhenmeter zur „Motta Naluns“ zu überwinden waren, belegten die beiden Bergläufer in 48:09 Minuten einen ausgezeichneten vierten Gesamtrang, ebenso wie auf der kupierten Schlussetappe über 38,15 Kilometern und 868 Höhenmetern von Mals nach Latsch, wo sie 3 Stunden und eine Minute benötigten und einen Stockerlplatz nur knapp verpassten.

 

Am anspruchsvollsten war zweifellos die vom Streckenchef Wolfgang Pohl als „Königsetappe“ bezeichnete Strecke von Steeg im Lechtal nach St. Anton am Arlberg, wo zwar „nur“ gut 36 Kilometer, aber fast 2.400 Höhenmeter im Aufstieg, zu überwinden waren und davon fast ¾ der Strecke auf kaum laufbaren Steigen. Ausgerechnet auf dieser Schlüsseletappe bekamen unsere heimischen Alpenüberquerer leichte Probleme. Tassani hatte ausgerechnet auf einer etwa 10 Kilometer langen Gratpassage im Vallugagebiet mit Durchfall zu kämpfen. Als dieser sich davon erholte und die Aufholjagd auf die enteilten italienischen Teams begann, ereilten Rauter starke Krämpfe in beiden Oberschenkeln ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, als gerade das favorisierte Erzquell-Siegerland-Team mit dem 29-Minuten-Mann Mario Kröckert überholt wurde. Kröckert, der zur deutschen Straßenlaufelite zählt und sein Partner Michael Sichermann, Trainingskollege und Betreuer von Sabrina Mockenhaupt, gaben kurze Zeit später entnervt und völlig erschöpft auf. Nachdem es auch bei Rauter wieder „rund lief“ verstiegen sich die beiden Extremsportler noch bei einer Gletscherpassage unterhalb der Trittscharte und büßten weitere wertvolle zehn Minuten ein. Rauter nach fünf Stunden und zehn Minuten völlig erschöpft im Ziel: „Ich weis nicht, wie ich die nächste Etappe schaffen soll?“ Wenn Streckenchef Pohl die Etappe von Steeg nach St. Anton als „Königsetappe“ bezeichnete, war die darauffolgende mit dem 2.730 Meter hohen „Kuchenjoch“, dem Dach der Alpenüberquerung die „Kaiseretappe“. Nach Gesamtrang sechs des Vortages gelang dem Duo Tassani/Rauter bei dieser Etappe über 38 Kilometer und knapp 2.200 Höhenmeter eindrucksvoll die Rehabilitation. Verlor man tags zuvor auf das führende Mastersteam (Rang sechs im Gesamtklassement) zwei Minuten, distanzierte man auf dieser Strecke dieses Team um mehr als 20 Minuten und rückte die Kräfteverhältnisse wieder ins rechte Licht. Als prominenter „Gast“ nahm an diesem Tag Skilanglauf-Olympia-Silbermedaillengewinner Peter Schlickenrieder am Transalpine-run teil, musste aber feststellen, dass er, obwohl er ausgeruht an den Start ging, gegenüber der Berglaufelite keine Chance hatte. So kam er 32 Minuten später als Tassani und Rauter am Ziel an.

 

Am vorletzten Tag über ebenfalls 38 Kilometer und ca. 1.500 Höhenmeter im Aufstieg vom schweizerischen Scuol nach Mals in Südtirol machten sich bei Tassani die Strapazen der Vortage bemerkbar. So musste der von Tag zu Tag stärker werdende Rauter seinen Freund durch dichten Nebel über die italienisch-schweizerische Grenze lotsen. Doch jeweils nach einem schwächeren Tag von einem der beiden Freunde folgte ein guter. So lief Tassani am Schlusstag, das Ziel vor Augen, zu wahrer Höchstform auf und führte das Duo über steinige „Waalwege“ durchs Vinschgau und distanzierte das auf Gesamtrang vier liegende italienische Team „Trentino due“ um sechs Minuten.

 

Insgesamt war das heimische „Salomon Team“ mit Rang fünf im Gesamtklassement mit einer Endzeit von 21 Stunden 48 Minuten und 16 Sekunden sehr zufrieden. Tassani-Prell resumierte: „Die Italiener waren uns vor allem im Bergablaufen überlegen. Teilweise ging es wie vom Staufen nach Reichenhall hinunter, wo sie uns jedes Mal 10 Minuten abnahmen und die „Burschen“ aus dem Allgäu waren ohnehin die größte Überraschung. Platz fünf von fast einhundert Teams ist trotzdem super. Wir hatten an unseren vier Füßen keine einzige Blase, hatten keine größeren Verletzungen und wurden nicht krank!“ Auf die Frage, was denn das härteste an dem Etappenlauf über die Alpen war, antwortete Rauter: „Wenn man eh schon völlig fertig ist und alles weh tut, sich am nächsten Tag wieder zu überwinden Vollgas zu geben.“ Tassani merkte an: „Für mich war es schwierig, die verbrauchten Energiespeicher wieder aufzufüllen und vor allem die Pasta-Berge zu verdauen.“

 

Es siegten die Italiener Silvano Fedel und Ettore Girardi (Trentino uno) in sagenhaften 19:43:34 Stunden vor dem Südtiroler Brüdern Richard und Ulrich Groß (Team Telmekom), wobei beide sowohl im Berg, als auch im Straßenlauf zu Italiens Spitze gehören. So steht bei Richard Groß aus dem Sarntal ein Sieg beim Peking-Marathon zu Buche. Die bei allen Teilnehmern beliebten Südtiroler benötigten für den 7-Tages-Tripp 20:03:37 Stunden. Auf Rang drei kamen zu aller Überraschung die beiden deutschen Jungnationalbergläufer aus dem Allgäu, Tobias Brack und Jürgen Winkler. Die beiden 25jährigen Buchenberger vom Puma Racing Team, die sowohl den Prolog in Oberstdorf, als auch die Schlussetappe durchs Vinschgau gewannen, waren wegen ihrer Jugend und relativen Unerfahrenheit bei den übrigen Favoriten für einen Podestplatz im Endklassement nicht auf der Rechnung, obwohl bei den beiden schon einige WM- und Länderkampfeinstätze zu Buche stehen. Ihre Zeit betrug am Ende 20:18:03 Stunden. Auf Gesamtrang vier lagen am Ende die Männer Trentino due in 21:04:24 Stunden vor dem heimischen Team Salomon. Mit dem Gore-Tex Racing Team mit dem deutschen Ex-National-läufer Walter Ernst und dem österreichischen Kaderläufer Josef Wachter fiel das Team mit der Startnummer 1 bereits am zweiten Tag aus. So landete das beste österreichische Team (Nike ACG Gore) mit einer Zeit von 23:10:57 Stunden auf Gesamtrang acht (6. Platz Kategorie Männer allgemein). Bestes Masterteam, mit einem Gesamtalter von über 80 Jahren, mit Gilbert Hammerle und Franz Fuchs wurden auf Gesamtrang sechs in 22:36:53 Stunden das Matrixmobil Team aus Deutschland mit Stefan Zäh und Gerhard Gattenmeier. In der Mixed-Kategorie ging der Sieg ebenfalls nach Deutschland ans Team „Wasser ist Leben Kempten“ mit der Triathletin Susanne Zettl, sechstplazierte des Ironman von Roth, mit ihrem Partner Matthias Dippacher in ausgezeichneten 22:46:33 Stunden (Gesamtrang sieben). Bestes Damenteam waren die Französinnen vom Team „Lafuma“ mit Sandrine Barioz und Corinne Favre in 24:39:49 Stunden.

 

Von den 97 in Oberstdorf gestarteten Zweierteams erreichten immerhin 81 das Ziel in Latsch. Acht weitere Läufer, deren Partner ausfielen bildeten neue Teams und beendeten das Rennen außer Konkurrenz, wobei Michael Sichermann (Erzquellteam Siegerland) in 23:25:06 Stunden am schnellsten war.

 

Die Top-15 der Gesamtwertung:

 1. Triathlon Trentino 1               Silvano Fedel/Ettore Girardi                   19:43:34 Stunden

 2. Team Telmekom                  Richard Gross/Ulrich Gross                   20:03:37 Stunden

 3. Puma Racing Team              Tobias Brack/Jürgen Winkler                 20:18:03 Stunden

 4. Triathlon Trentino 2               Andrea Gottardi/Mario Piasente             21:04:24 Stunden

 5. Team Salomon                     Ronny Rauter/Stephan Tassani              21:48:16 Stunden

 6. Matrixmobil Team                 Gerhard Gattenmeyer/Stefan Zäh                       22:36:53 Stunden

 7. Wasser ist Leben Kempten   Matthias Dippacher/Susanne Zettl                      22:46:33 Stunden

 8. Nike ACG Gore                    Franz Fuchs/Gilbert Hammerle              23:10:57 Stunden

 9. Concurve Team                    Philipp Huning/Marco Konrad                 23:18:28 Stunden

10. Laufsport Saukel                 Florian Eberle/Otto Hörmann                  23:54:14 Stunden

11. Kaisersport                         Claus Hoeier-Madsen/Jimmi Olsen                     24:05:28 Stunden

12. Lafuma                               Sandrine Barioz/Corinne Favre               24:39:49 Stunden

13. Sugio-Schweiz                    Jürg Pleuler/Silvia Pleuler                                  24:49:56 Stunden

14. Lafuma 1                            Steffen Eberle/Tobias Joos                    25:29:49 Stunden

15. Team New Balance              Thomas Lamprecht/Rosita Pirhofer         25:58:54 Stunden